der Winter kommt

Chile beschert uns eine weitere unvergessliche Zeit - wir geniessen noch einmal eine malerische Fährfahrt, chilenische Gastfreundschaft, grandiose Vulkanlandschaften, etwas Schneegestöber, unendliche Aussichten und ein Wiedersehen mit unseren Freunden. Aber der Reihe nach:

Fährfahrt - An einem sonnigen Herbsttag überqueren wir die kleine Grenze mitten im farbigen Wald des Parque National Lanin und warten am Ufer des Lago Pirihueico auf die kleine Fähre. Es ist eine der letzten Überfahrten der Saison. Mit viel Zirkeln und genauen Anweisungen passen alle, die mit wollen, auf das Boot und die Überfahrt kann los gehen. Bei schönstem Wetter, die schneebedeckten Vulkane im Blick gleiten wir über den spiegelglatten See. Wir trinken einen Instant-Kaffee und geniessen das gemütliche Tuckern. Als wir in Deutsch angesprochen werden, sind wir überrascht und freuen uns, Rudolf kennenzulernen. Kaum erreichen wir das andere Ufer in Puerto Fuy, brausen wir Rudolf auf seinem Motorrad, durch die Wälder hinterher. Wir sind eingeladen.
auf der Fähre über den Lago Pirihueico wunderschöne Fahrt... herbstlicher Begleiter - Kastanie essbar :-) Traumblick wir sind zu Besuch... ... bei Rudolf!

Spontane Gastfreundschaft - Nachdem wir auch noch die kleinste Kiesstrasse passiert und ein paar Zäune geöffnet und hinter uns wieder geschlossen haben, kommen wir bei Rudolf’s Ferienhaus an. Schnell ist ein Feuer im Ofen entfacht und eine Portion Spaghetti gekocht. Mit dem dampfenden Essen in den Händen, lauschen wir gespannt den Geschichten des Chilenen mit deutschen Wurzeln. Rudolf begleitet als Biologe Kreuzfahrtschiffe in die Antarktis und ganz neu auch in die Arktis. Er hat unzählige Abenteuer erlebt und erzählt uns in perfektem Deutsch davon. Auch ermöglicht er uns einen Blick in seine Familiengeschichte und hinter die Kulissen. Es sind diese Begegnungen, die das Reisen so wertvoll machen, es ist diese Spontanität und Gastfreundschaft, die wir uns zu Herzen nehmen wollen.
Tralcaleufu, rollender Donner in der Sprache der Ureinwohner, heisst die Gegend, wo Rudolf wohnt. Sie ist wild und wunderschön - Wald, Wiese und ein Fluss bestimmen die Landschaft. Die meisten Nachbarn sind Indianer vom Stamm der Mapuche und leben auf grossen Grundstücken. Am nächsten Tag sind wir in einem privaten Restaurant zu Gast und essen mit den Arbeitern des Dorfes eine typische, sättigende Suppe - und werden neugierig beäugt.

Aufweichen - Wäre das Wetter nicht so garstig und ungemütlich, wir wären wohl noch immer dort, würden die Gastfreundschaft von Rudolf und die Landschaft geniessen. So aber, sammeln wir noch ein paar Kastanien ein und fahren dann weiter. Vielen, vielen Dank für alles Rudolf!
Auf der 7-Seen-Route entlang malerischer Gewässern, vorbei am Lago Panguipulli und kleinen Dörfern, die sich schon im Winterschlaf zu befinden scheinen. Die ganze Gegend ist eine beliebte Ferienregionen, die im Sommer zum Bersten voll sein muss, nun aber mehrheitlich ausgestorben ist. Das Wetter ist grau und ungemütlich, da sind wir aber, für einmal ganz froh darüber - es gibt in der Gegend nämlich viele heisse Quellen. Wir steuern die Termas los Pozones an und lassen uns einen ganzen Nachmittag aufweichen. Es ist einfach herrlich, das dampfend-warme Wasser, der rauschende Fluss und viel Natur um uns herum. Nur das Verlassen des Thermalwassers braucht Überwindung…
Einweichen im Thermalwasser schöne Anlage in Los Pozones

Wunderlandschaft - Weiter nordwärts, ganze sieben schneebedeckte Vulkane tauchen am Horizont auf, kleine Weiler links und rechts der Strasse, weite Landstriche dazwischen. Wir erreichen die Gegend um den Lonquimay Vulkan, die im Winter ein aufstrebendes Skigebiet ist und auf rund 2800 Metern Höhe liegt. Verlassene Hüten und Skilift zeugen davon. Wir lassen die eindrücklichen Araukarien hinter uns und tauchen ein, in eine einsame, schwarze Landschaft. Auf Vulkanstaub erklimmen wir das schmale Strässchen und versuchen uns, an der unglaublichen Landschaft sattzusehen. Der schwarze Vulkankegel Navidad, davor scharfkantiges Gestein, in der Ferne blaue Seen, an deren Ufer leuchtende Herbstwälder in allen Farben. Der Tag verabschiedet sich, der schneidende Wind wird immer kälter und die Luft riecht nach Schnee. Sollen wir die Nacht hier oben verbringen? Wir entscheiden uns dagegen, drehen um und steuern stattdessen die gemütliche Suiza Andina Lodge an - wo eine heisse Dusche wartet.
Araukarien säumen unseren Weg rein in die schwarze Landschaft eine grossartige Landschaft Andy, Zora und der Vulkan Lonquimay was für eine Piste, was für eine Landschaft Klein-Zora der Schnee ist nah Schwarz in allen Schattierungen

Schneegestöber - Es ist ein perfekter Platz, mit allem was sich das Camperherz wünscht, sogar ein neuer Spielkamerad ist rasch gefunden. Aber auch heute morgen braucht es Überwindung sich anzuziehen und erst, als die ersten Sonnenstrahlen über den Berg lugen wird es etwas wärmer. Wir beschliessen weiterzuziehen und die Strecke vom Vortag nochmals zu fahren. Unser Plan ist es, am Vulkan Lonquimay vorbei nach Lolco zu fahren, das ausserhalb des Reserva National Nalcas liegt, ob das überhaupt möglich ist, wissen wir nicht, aber aus der Ferne sah es verlockend aus. Aber eben, Pläne sind da, um geändert zu werden;)
Als wir losfahren ziehen dicke Wolken auf und kurz später tanzen die ersten Schneeflocken in der Luft. Anfangs nur zögerlich, dann in immer grösserer Anzahl. Trotzdem fahren wir Richtung Vulkan hoch, wir wollen mal schauen. Je höher wir kommen, umso mehr Schnee liegt. Bald ist die Fahrbahn ganz bedeckt, der Schnee zentimeterhoch, die Sicht wird immer bescheidener. Wie die Strassenverhältnisse in dieser abgelegenen Gegend sind, können wir nicht abschätzen, wie lange die Fahrt dauern würde, bis wir wieder in die Zivilisation kommen, ebenso wenig. Wir stoppen für eine kleine Schneeballschlacht und ein bisschen Wintergefühle und beschliessen dann erneut umzudrehen. Das Risiko ist uns zu gross.
ein neuer Freund gleiche Strecke, andere Szenerie jetzt ist es eine Landschaft in weiss und schwarz herbstliche Wälder begleiten uns farbenfroh

Überraschung - Wir ziehen also in grossen Sprüngen Richtung Santiago, der Hauptstadt Chiles. Ein kleiner Stopp noch in der Gegend des Reserva National Radal Siete Tazas, wo wir etwas wandern und zwei schöne Wasserfälle anschauen. Aber auch hier ist das Wetter garstig - Regen und Schnee wechseln sich ab, der Wind ist kalt und das Draussensein nicht besonders angenehm. Es gibt noch einen anderen Grund um etwas vorwärts zu machen: wir wissen dass unsere Freunde Veronika und Michael in Santiago sind und es wäre wohl die letzte Möglichkeit, um unsere Weggefährten (im wahrsten Sinne des Wortes!) zu treffen.
Vorbei an kilometerlangen Rebbergen im Herbstkleid, die schneebedeckten Anden immer im Blick fahren wir auf die Hauptstadt zu. Wir finden den Parque Metropolitano, der etwas ausserhalb des Zentrums liegt und von allen Overlandern angesteuert wird, die die Stadt sehen wollen. Tatsächlich steht da Nanuq, der rote LandCruiser von Veronika und Michael. Sie scheinen auf Erkundungstour zu sein und so machen wir uns ebenfalls auf. Wir wollen auf den Torre Costanero, den höchsten Turm Südamerikas. Ein Lift bringt uns in Windeseile nach oben und schon drücken wir unsere Nasen an den Scheiben platt - die Aussicht auf die Stadt, die Schneeberge in der Ferne und das Lichtermeer, als es dunkel wird, sind einfach gigantisch!
Als wir zurück zum Auto kommen, sind auch unsere Freunde da und unsere Überraschung scheint gelungen;) Wir feiern unser Wiedersehen beim Italiener um die Ecke und stellen danach einen Besuchsrekord auf - als wir die warme Wohnkabine unserer Freunde verlassen, steht der neue Tag schon fast in den Startlöchern…
Auch im Reserva National Radal Siete Tazas ist der Schnee nahe Wasserschauspiel ein paar der sieben Tassen Spass mit Zora ein letzter Übernachtungsstopp, bevor wir die Hauptstadt erreichen Schneegestöber

Auf Wiedersehen - Nach einer kurzen Nacht müssen wir uns leider verabschieden - unsere Freunde zieht es ostwärts Richtung Uruguay, wo sie ihr Auto abstellen wollen, wir bleiben noch etwas in Santiago. Wunderschön war’s, danke ihr 2! Bis irgendwo ;)
Die Nächte sind zwar auch hier kalt, aber wenn die Sonne scheint ist es herrlich warm und wir geniessen es bei schönstem Herbstwetter etwas durch die Innenstadt zu Bummeln. Wir machen Besorgungen (ja, auch das muss sein), geniessen die Vorzüge, die eine Grossstadt mit sich bringt und freuen uns über eine nette Begegnung mit einem älteren Herren auf der Plaza. Wieder fühlen wir uns in Chile einfach sehr gut aufgehoben.
Immer mehr Reisende treffen auf dem Platz ein und wir halten den einen oder andern Schwatz. Nach gemütlichen Tagen ziehen wir dennoch weiter und schauen den Tatsachen ins Auge - die argentinische Grenze wartet, wir verlassen Chile, zum letzten Mal. Hasta luego Chile, muchas gracias!
Santiago de Chile von oben Häuser so weit das Auge reicht es wird dunkel, die Lichter gehen an atemberaubend! nette Begegnung auf der Plaza zum Schluss unserer Zeit in Chile

Rene Mehmann

2016-12-05 13:16:52

Hallo Ein wunderbarer und eindrücklicher Bericht mit tollen Fotos! Wie viele Male habe ich das nun schon geschrieben!? Aber es ist halt so, ihr überrascht uns immer weider mit tollen stimmungsvollen Bildern und spannenden Schilderungen. Herzlichen Dank! Ich geniesse das Lesen dieser Artikel und freue mich immer an den Rückmeldungen in die alte Welt. Weiterhin fröhliches Reisen und spannende Zeiten wünscht: Rene Mehmann/Papi

Sabine

2016-12-08 06:33:07

Lieber Papi,
ganz lieben Dank für deine unermüdlichen Kommentare!
Das hier ist unser 65igster Bericht und ich glaube das ist dann dein 65. Kommentar)) Vielen Dank, dass du noch immer so sehr mit dabei bist und dich mit/für uns freust!
Bis bald und ganz liebe Grüsse
Sabine

Veronika

2016-12-10 18:45:13

Hallo Ihr Zwei,
es ist sooo schön, alles nochmal in Euren Berichten nacherleben zu können!!!
Ja, und die lange Nacht in Santiago mit Euch beiden wird auch bei uns als rekordverdächtig verbucht. Schön wars!
Auf ein Wiedersehen irgendwo, irgendwann (hoffentlich recht bald).
Veronika (zur Zeit immer noch einarmig - aber nach der OP auf dem Weg der Besserung) und Michael

Sabine & Andy

2016-12-14 01:55:20

@ Veronika: gaanz lieben Dank für deinen Kommentar! Wir freuen uns sehr, dass ihr nochmals ein bisschen mitreist mit uns) ist ja auch schon lange her, alles. Es wird Zeit, wieder unterwegs zu sein. Auf ein baldiges Wiedersehen, hoffen auch wir. Ganz liebe Grüsse

Lisbeth und Leo

2016-12-16 19:28:53

Hoi ihr Zwei
Wieder ein toller Bericht mit fantastischen Bildern, der uns in Erinnerungen zurückversetzt. ... So schön ! Danke vel mol!
Eure Bilder mit Text gäbe ein tolles Buch. Macht weiter so , Bravo!!!
Liebe Grüsse und frohe Festtage
Lisbeth und Leo


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